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Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine vor den Toren Europas trägt auf gefährliche Weise zur explosiven Anhäufung der Widersprüche des Kapitalismus bei: ökologische Katastrophe, Wiederaufflammen von Pandemien, verheerende Inflation, immer irrationalere Kriege aus der Sicht der Bourgeoisie selbst, immer kurzlebigere Bündnisse, die von einem Jeder-für-sich dominiert werden, Destabilisierung immer größerer Teile der Welt, sozialer Zerfall und Zersplitterung, Fluchtmigration etc. In der gegenwärtigen Situation kann das Ziel des Kampfes der Arbeiterklasse, wie schon angesichts des Ersten Weltkriegs, nur der weltweite Sturz des Kapitalismus sein. Davon hängt das Überleben der Menschheit selbst ab.
Angesichts des Ersten Weltkriegs, des Aderlasses und der enormen wirtschaftlichen Opfer hatte sich die Arbeiterklasse vom Verrat der sozialdemokratischen Parteien erholen können, die sie in den Weltkonflikt hineingezogen hatten. Im Zweiten Weltkrieg war dies nicht möglich gewesen, da die wichtigsten Teile des Proletariats von der stalinistischen Konterrevolution niedergewalzt, bei der Niederlage der Revolution in Deutschland zerschlagen und unter die Knute des Faschismus gezwungen wurden, um sich für die Verteidigung der Demokratie und den Antifaschismus zu engagieren.
Seit der historischen Wiederaufnahme der Klassenkämpfe 1968 hat das Proletariat keine so große Niederlage erlitten, dass die Bourgeoisie heute in der Lage wäre, ihre konzentriertesten und erfahrensten Teile im Herzen des Kapitalismus mit den Angriffen zu konfrontieren, die aus der Verschärfung der Weltwirtschaftskrise, den wirtschaftlichen Kosten der Kriege – insbesondere in der Ukraine – und der weltweiten Stärkung des Militarismus resultieren; aber auch mit den wirtschaftlichen Folgen der Klimaerwärmung, der weltweiten Desorganisation der Produktion usw.
Nicht alle Teile des Weltproletariats befinden sich in demselben Kräfteverhältnis gegenüber der Bourgeoisie. Das Proletariat in der Ukraine hat, indem es sich hinter die Fahne der nationalen Verteidigung einspannen ließ, eine große politische Niederlage erlitten, die durch die Massaker des Krieges noch verstärkt und verschlimmert wurde. Das Proletariat in Russland, dessen Lage nicht so kritisch ist, hat dennoch bei weitem nicht die Mittel, um sich auf seinem Klassenterrain dem Krieg in der Ukraine zu widersetzen.
1. Die entscheidende Bedeutung des westeuropäischen Proletariats für eine zukünftige Revolution
Der Kapitalismus hat sich in den verschiedenen Regionen der Welt ungleichmäßig entwickelt. Dasselbe gilt für das Proletariat, das ein Produkt dieses Systems ist. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts, nachdem der Weltmarkt entstanden und der Kapitalismus in seine historische Krise eingetreten war, gibt es daher erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Fraktionen des Proletariats in der Welt. Im historischen Herzen des Kapitalismus, in Westeuropa, wo die Arbeiterklasse schon am längsten konzentriert ist, hat sie unersetzliche historische Erfahrungen gemacht, die ihrem Klassenkampf eine potenzielle Stärke verleihen, die es in keinem anderen Land der Welt gibt. Nicht einmal in den USA, die im 20. Jahrhundert alle anderen Mächte überholten, und noch weniger in China, obwohl es im 21. Jahrhundert rasant zur zweitgrößten Macht der Welt aufgestiegen ist.[1] Westeuropa, wo die weltweit erfahrensten Teile der Bourgeoisie und des Proletariats aufeinandertreffen, wird für den Prozess der weltweiten Verbreitung des Klassenkampfes entscheidend sein.
Die Geschichte des Klassenkampfes selbst belegt die entscheidende Rolle, die das westeuropäische Proletariat spielen wird.
Was das westeuropäische Proletariat von anderen Teilen des Weltproletariats unterscheidet, sind die historischen Erfahrungen, die Konzentration, das historische Bewusstsein, der Widerstand gegen die Mystifikationen der Bourgeoisie und insbesondere die demokratische Mystifikation.
Aufschlussreich ist die Erinnerung an die "berühmtesten" Erfahrungen:
- Die Pariser Kommune, vom 18. März bis zum 28. Mai 1871, ist in der Geschichte die erste Konkretisierung der Notwendigkeit und der Möglichkeit der Übernahme der politischen Macht durch die Arbeiterklasse[2];
- Die revolutionäre Welle von 1917-1923: Sie ging von Europa aus, hatte aber Auswirkungen auf die ganze Welt. Ihren Höhepunkt erreichte sie in Russland mit der Machtergreifung des Proletariats im Jahr 1917, doch danach verlagerte sich ihr Schwerpunkt nach Europa, vor allem nach Deutschland. Tatsächlich ist die Russische Revolution die Ausnahme, die die Regel bestätigt, wie die von Lenin tausendfach betonte Tatsache zeigt, dass es ein "historischer Zufall" war, dass es den Russen zufiel für kurze Zeit das Banner der Revolution zu tragen, da die Machtergreifung in Deutschland für das Schicksal der Weltrevolution entscheidend war.
- Die historische Wiederaufnahme der Klassenkämpfe im Jahr 1968, die das Ende der Konterrevolution einläutete, wurde durch den Ausbruch des französischen Proletariats im Mai jenes Jahres eingeleitet, dem 1969 das Proletariat in Italien folgte, und diese Welle des Klassenkampfes breitete sich allmählich auf verschiedenen Ebenen auf verschiedene Teile der Welt aus. An dieser Stelle sei auf das Ausmaß und die Bedeutung der Klassenkämpfe des Proletariats in Polen in den Jahren 1971, 1976 und 1980 hingewiesen, die eine eindrucksvolle Bestätigung für die Rückkehr des Klassenkampfes auf weltweiter Ebene darstellten. "Eindeutig haben die Arbeiter in Polen viele Lehren aus ihren Erfahrungen von 1956, 1970 und 1976 gezogen. Aber im Gegensatz zu diesem Kämpfen in Gdansk, in Gdynia und Stettin 1970, in denen die Straßenkämpfe am bedeutendsten waren, hat der Klassenkampf der Arbeiter 1980 bewusst verfrühte Zusammenstöße vermieden. Es gab keine Tote. Die Arbeiter spürten, dass ihre Kraft vor allem in der Generalisierung, der Ausdehnung des Kampfes und in der Organisierung der Solidarität besteht.“[3]
In der Tat bildeten die Kämpfe in Polen den Höhepunkt der internationalen Wiederaufnahme der Kämpfe der Klasse, die 1968 in Frankreich eröffnet wurden. Sie zeugten von einem seit der revolutionären Welle von 1917-1923 nicht mehr erreichten Grad an Selbstorganisierung des Kampfes, was auf den ersten Blick unsere Analyse zu entkräften scheint, die die entscheidende Bedeutung des westeuropäischen Proletariats in den Mittelpunkt der revolutionären Perspektive stellt. In Wirklichkeit wurde unsere Analyse durch die Art und Weise bestätigt, wie jene Kämpfe von der Weltbourgeoisie niedergeschlagen wurden, wobei im Zentrum ihres Vorgehens gegen die Arbeiterklasse in Polen die Einschließung derselben hinter der Mystifikation der "freien" Gewerkschaften und der demokratischen Forderungen stand, durch die "materielle und politische Übernahme des Aufbaus des "Solidarnosc"-Apparats durch die Linke und die Gewerkschaften des Westens (Überweisungen von Geld, Druckmaterial, Delegationen, die dem Neuling die verschiedenen Techniken der Sabotage von Kämpfen beibringen sollen..."[4].
Die Art und Weise, wie die Bourgeoisie diesen Teil des Weltproletariats besiegt hat, verdeutlicht die tiefen Schwächen der Arbeiterklasse, die allen Ländern des ehemaligen Ostblocks gemein sind und sich in der Last demokratischer Illusionen und sogar der Religion ausdrücken. Diese Schwächen blieben nach dem Zusammenbruch des Ostblocks sehr lebendig, da die totalitären stalinistischen Regime oftmals durch rechte "autoritäre" Regime ersetzt wurden.
Die Episode der Klassenkämpfe in Polen ist also keineswegs ein Gegenbeispiel für die Bedeutung des westeuropäischen Proletariats, sondern veranschaulicht sie im Gegenteil. Aus diesem Grund sind wir generell der Ansicht, dass aus den oben genannten historischen Gründen "das Epizentrum eines kommenden revolutionären Erdbebens im industriellen Herzen Westeuropas liegen wird, wo die optimalen Bedingungen für das Bewusstsein und die revolutionäre Kampffähigkeit der Klasse gegeben sind, was dem Proletariat dieser Zone eine Rolle als Avantgarde des Weltproletariats verleiht".[5]
Aus diesen Gründen haben Gebiete wie Japan und Nordamerika, obwohl sie die meisten materiellen Voraussetzungen für eine Revolution erfüllen, aufgrund der mangelnden Erfahrung und der ideologischen Rückständigkeit des dortigen Proletariats nicht die günstigsten Voraussetzungen für die Auslösung eines revolutionären Prozesses. Dies ist besonders deutlich in Bezug auf Japan, gilt aber in gewissem Maße auch für Nordamerika, wo sich die Arbeiterbewegung als Anhängsel der europäischen Arbeiterbewegung entwickelt hat, mit Besonderheiten wie dem Mythos "The Frontier"[6] oder auch, für eine ganze Periode, dem höchsten Lebensstandard der Arbeiterklasse in der Welt – was es der Bourgeoisie ermöglichte, sich einen viel stärkeren ideologischen Einfluss auf die Arbeiter zu sichern als in Europa.
Was das Proletariat in China betrifft, das zahlreichste der Welt (China ist die Werkstatt des Planeten), so entspricht seine Zahl keineswegs seiner Erfahrung[7] und es ist verwundbar (noch mehr als in den osteuropäischen Ländern) durch Manöver, die die Bourgeoisie ihm entgegensetzen wird, insbesondere die Gründung "freier" Gewerkschaften, wenn sich die Notwendigkeit dazu ergibt.
Die Anerkennung solcher Unterschiede bedeutet nicht, dass der Klassenkampf oder die Tätigkeit von Revolutionären in anderen Teilen der Welt als Westeuropa bedeutungslos ist. Tatsächlich ist die Arbeiterklasse global, ihr Klassenkampf existiert überall dort, wo sich Proletarier und Kapital gegenüberstehen. Die Lehren aus den verschiedenen Ausdrucksformen dieses Kampfes sind für die gesamte Arbeiterklasse gültig, wo auch immer sie stattfinden.[8]
Das westeuropäische Proletariat hält mehr denn je und trotz seiner gegenwärtig sehr großen Schwierigkeiten, die das gesamte Proletariat betreffen, den Schlüssel für eine weltweite Erneuerung des Klassenkampfes in der Hand, für das Weltproletariat, das in der Lage ist, den Weg zur Weltrevolution zu beschreiten. Aus all diesen Gründen und im Gegensatz zu dem, was Lenin am Beispiel der Russischen Revolution vorschnell verallgemeinert hatte, entfaltet sich eine solche Bewegung, die sich später auf die weiter entwickelten Länder ausdehne, eben gerade nicht zuerst in den Ländern, in denen die Bourgeoisie am schwächsten ist (das "schwächste Glied der kapitalistischen Kette").[9] Dort würde das Proletariat nicht nur seiner eigenen Bourgeoisie gegenüberstehen, sondern in der einen oder anderen Form würde die Weltbourgeoisie dafür sorgen, dass es mundtot gemacht wird.
2. Die "lokalen" Kriege seit Ende der 1960er Jahre: eine negative Bestätigung der besonderen Rolle des westeuropäischen Proletariats
Ende der 1960er Jahre waren in den USA die Proteste gegen den Vietnamkrieg und die Weigerung vieler junger Arbeiter, für die Nation zu kämpfen, ein indirekter Vorbote der Eröffnung eines neuen globalen Kurses des Klassenkampfes, der das Ende eines halben Jahrhunderts der Konterrevolution markierte.
Seit der historischen Wiederaufnahme der Klassenkämpfe 1968 und während der gesamten Periode, in der die Welt in zwei rivalisierende imperialistische Blöcke geteilt war, hat ein dritter Weltkrieg nur deshalb nicht stattgefunden, weil die Arbeiterklasse in den wichtigsten Industrieländern Europas und in den Vereinigten Staaten – ungeschlagen und ideologisch nicht der Bourgeoisie unterworfen – nicht bereit war, die Opfer des Krieges an den Produktionsstätten oder an der Front zu akzeptieren.[10]
Auch wenn die neue weltweite Dynamik hin zu entscheidenden Klassenauseinandersetzungen es der Bourgeoisie unmöglich machte, auf einen Weltkrieg zuzusteuern, brachen überall dort "lokale" Kriege aus, wo das Proletariat keine gesellschaftliche Kraft darstellte, die in der Lage gewesen wäre, einen solchen Krieg zu verhindern. In diesen Kriegen standen sich Berufs- oder Söldnertruppen in den Diensten der Großmächte gegenüber in Ländern, in denen das lokale Proletariat nicht nur nicht die Kraft hatte, sich ihnen durch seinen eigenen Klassenkampf zu widersetzen, sondern in denen es zwangsweise oder mit Zustimmung auf die eine oder andere Seite gezogen wurde. Es ist jedoch keineswegs ein Zufall, dass in keinen dieser Konflikte das Proletariat der westeuropäischen Länder militärisch eingespannt werden konnte.
Seit dem Zusammenbruch der zwei Blöcke waren lokale Kriege noch stärker als in der vorangegangenen Periode allgegenwärtig, mörderisch und verheerend. Aber für keinen dieser Kriege war das Proletariat der westeuropäischen Länder für die Bourgeoisie mobilisierbar.
Und wenn diese Länder direkt Kriege anzettelten, wie 1991 im ehemaligen Jugoslawien, wurden immer Berufssoldaten mobilisiert, von denen ein Teil zugegebenermaßen Söhne von Proletariern waren, die ihre Arbeitskraft nirgendwo sonst verkaufen konnten. Aber meistens und gerade deshalb wurden diese Truppen auf die Rolle von sogenannten "Eingreifkräften" beschränkt.
Es ist bezeichnend, dass die Bourgeoisie in den Vereinigten Staaten, wo das Proletariat nicht die gleiche politische Kraft wie in Westeuropa darstellt, die Wehrpflichtigen (Proletarier in Uniform) mit Vorsicht und Umsicht für ihre Kriegseinsätze heranziehen konnte. Das Trauma des Vietnamkriegs ist jedoch noch nicht überwunden und die Bevölkerung (vor allem die Arbeiterklasse) reagiert immer noch empfindlich auf die Entsendung von Truppen, die aus Proletariern in Uniform bestehen, auf Kriegsschauplätze. Der Zweite Irakkrieg (2003) war in dieser Hinsicht eine weitere Warnung für die Bourgeoisie, die dazu neigte, zu glauben, das Vietnam-Syndrom sei verflogen. Nach einem Jahr der Besetzung des Irak durch amerikanische Truppen "haben das Klima der ständigen Unsicherheit der Truppen und die Rückkehr der "body bags" den – wenn auch relativen – patriotischen Eifer der Bevölkerung, auch im Herzen des "tiefen Amerikas", merklich abgekühlt"[11].
Seitdem war für Obama (in Bezug auf Syrien) und noch mehr für Trump (überall) die Doktrin "no boots on the ground" (keine Truppen auf dem Boden), die den amerikanischen Militärinterventionen Grenzen setzt.
Aus all diesen Gründen ist es unvorstellbar, dass in der gegenwärtigen Situation ein oder mehrere westeuropäische Länder eine Offensive starten, wie es Russland in der Ukraine getan hat.
3. Das osteuropäische Proletariat im Würgegriff oder hilflos gegenüber dem Krieg in der Ukraine?
So wie wir die Gründe für die Nichtbeteiligung des westeuropäischen Proletariats an kriegerischen Konflikten seit den späten 1960er Jahren erläutert haben, müssen wir auch verstehen, warum das Proletariat in einigen Ländern direkt in den Krieg hineingezogen wurde wie in der Ukraine oder sich ihm nicht widersetzte wie in Russland.
Der Kontext des Ostblocks
In den 1980er Jahren war das Industrieproletariat der UdSSR eines der größten der Welt. Die Arbeiter im Donbass in der Ukraine führten damals (Mitte der 1980er Jahre) Kämpfe, die den Eindruck erwecken konnten, dass das Proletariat im Osten die Initiative ergriff. Der Höhepunkt wurde mit den Kämpfen in Polen in den Jahren 1970, 1976 und 1980 erreicht, in denen es zu den oben erwähnten Massenmobilisierungen kam. In diesem Teil der Welt hingegen machte das Gewicht der Konterrevolution, verkörpert durch die Existenz totalitärer politischer Regime – die zwar starr und fragil waren – das Proletariat viel anfälliger für demokratische, gewerkschaftliche, nationalistische und sogar religiöse Mystifikationen.
Im Sommer 1989 kämpften 500.000 Bergarbeiter im Donbass (Ukraine) und in Südsibirien (die UdSSR existierte noch und die Ukraine war ein Teil davon) in der größten Bewegung seit 1917 für ihre Forderungen auf ihrem Klassenboden. Aber die Bewegung war damals (wie auch der Kampf in Polen 1980) von demokratischen Illusionen geprägt, die sie schließlich in die Sackgassen des Kampfes gegen den Totalitarismus, der Forderung nach "Autonomie" der Unternehmen trugen, damit diese den Teil der Kohle verkaufen könnten, der nicht an den Staat abgegeben werde.[12]
Angesichts des Zusammenbruchs des stalinistischen Blocks gab es statt Massenkämpfen des Proletariats Bewegungen, die vom Gewicht des separatistischen Nationalismus gegenüber der UdSSR und von demokratischen Illusionen geprägt waren. Dieselben Schwächen prägten das Chaos, das in den 1990er Jahren in der Russischen Föderation herrschte.
Eines der bedeutendsten Elemente der Schwäche des Proletariats im Osten war die Unfähigkeit, angesichts der stärksten Momente des Klassenkampfes wie 1980 in Polen bei Minderheiten ein Denken hervorzurufen, das es ihnen ermöglicht hätte, sich an den Positionen der Kommunistischen Linken zu orientieren.
Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks
Der Fall der Ukraine
Das ukrainische Proletariat ist sehr schwach entwickelt. Denn außerhalb des Bergbaubeckens und einiger Industriezentren in Kiew, Charkow oder Dnjepropetrowsk herrschte die handwerkliche Landwirtschaft vor. Eine solche Situation hat sich in den 1990er Jahren noch verschärft, wie wir in einem Artikel aus dem Jahr 2006 berichtet haben: "Laut der Volkszählung von 1989 zu dem Zeitpunkt, als der Urbanisierungsgrad in der Ukraine seinen Höhepunkt erreichte, lebten 33,1% der Bevölkerung des Landes auf dem Land. Von den 16 Regionen, die die orangefarbene Fraktion unterstützen sollten (Kiew nicht mitgerechnet), lag dieser Anteil nur in drei Regionen unter 41%. In fünf Regionen lag der Anteil zwischen 43 und 47 Prozent und in acht Regionen über 50 Prozent, in einigen Fällen sogar deutlich (Oblast Ternopol 59,2 Prozent; Oblast Zakarpate 58,9 Prozent). In den 1990er Jahren verschlechterte sich die Situation noch weiter: Die Industrie wurde zerstört, das kulturelle Niveau der Bevölkerung sank, die Arbeiter mussten auf ihre Gemüsegärten zurückgreifen, um zu überleben, und begannen, wieder auf dem Land zu arbeiten und ihre sozialen Beziehungen zu den Dörfern, in denen sie zudem viele Familienangehörige haben, wiederherzustellen. Daher hat der Einfluss der ländlichen kleinbürgerlichen Atmosphäre immens zugenommen."[13]
Im Jahr 1993, nach der Unabhängigkeit der Ukraine, gelang es den Arbeitern in der Industrieregion Pridneprovie, sich auf ihrem Klassenterrain zu mobilisieren und den Rücktritt von Präsident Kutschma und die Abhaltung allgemeiner Wahlen zu erzwingen. Doch schon 2004 ließ sich das Proletariat in die Streiks der Arbeitgeber und den Kampf zwischen den Fraktionen der Bourgeoisie in der so genannten "Orangen Revolution" locken, wo sich die Konfrontation zwischen der pro-russischen und der pro-amerikanischen Option durchsetzte. Seit der russischen Besetzung der Krim im Jahr 2014 hat diese Situation bereits zu bewaffneten Auseinandersetzungen geführt, in die das Proletariat hineingezogen wurde.
Angesichts des aktuellen Krieges in der Ukraine kommt es zu einer Mobilisierung der Bevölkerung, einschließlich des Proletariats. Die "Verteidigung des Vaterlandes" hat alle anderen Überlegungen überlagert.
Der Fall Russland
Die Bedeutung des Proletariats in Russland für das Weltproletariat ist größer als die des Proletariats in der Ukraine. Und obwohl alles, was wir über die Schwächen des Proletariats in den östlichen Ländern gesagt haben, auf jenes angewendet werden kann, wurde es dennoch nicht direkt in die Auseinandersetzungen zwischen den Fraktionen der Bourgeoisie mobilisiert; auch wenn es sicherlich ein großes Gewicht demokratischer Illusionen gibt, die durch Putins Ankunft und die Durchsetzung eines neuen Totalitarismus erheblich verstärkt wurden.
Trotz solcher Schwächen war das russische Proletariat jedoch nicht mobilisierbar. Dies ist sowohl Ursache als auch Folge der Auslösung der Roten Armee in Afghanistan: "Die Behörden können sich nicht auf den Gehorsam der "Roten" Armee selbst verlassen. In dieser sind die Soldaten, die den verschiedenen Minderheiten angehören, die heute ihre Unabhängigkeit fordern, immer weniger bereit, sich töten zu lassen, um die russische Vormundschaft über diese Minderheiten zu sichern. Hinzu kommt, dass die Russen selbst zunehmend davor zurückschrecken, diese Art Tätigkeit zu übernehmen. Das haben Demonstrationen wie die vom 19. Januar im südrussischen Krasnodar gezeigt, deren Slogans deutlich machten, dass die Bevölkerung nicht bereit ist, ein neues Afghanistan zu akzeptieren, Demonstrationen, die die Behörden dazu zwangen, die Tage zuvor mobilisierten Reservisten freizulassen.“[14]
In Russland bedeutet Krieg noch nicht die Mobilisierung der gesamten Bevölkerung, und wenn aus ihrer Mitte "Ersatz"-Soldaten rekrutiert werden, dann nur unter dem Deckmantel der Teilnahme an "Militärmanövern". In den russischen Medien wird die Anspielung auf den Krieg selbst zensiert und nur von einer "Sonderoperation" in der Ukraine berichtet. Und im Gegensatz zur patriotischen Stimmung in der Ukraine gibt es in Russland keine bekannten Demonstrationen öffentlicher Unterstützung für den Krieg (abgesehen natürlich von den offiziellen Zeremonien, die von der Putin-Clique inszeniert werden).
Dennoch gibt es aus den oben genannten Gründen derzeit keine Möglichkeit, dass das Proletariat in Russland allein die Kraft hat, den Krieg zu beenden, und seine künftige Reaktion auf die Situation ist bislang schwer genau vorherzusagen.
4. Die Situation des westlichen Proletariats angesichts der wirtschaftlichen Angriffe der Bourgeoisie vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine
In den Jahren 1968-1980 bis zum Zusammenbruch des Ostblocks und der Auflösung des Westblocks war die Entwicklung der Kampfkraft und des Denkens des Weltproletariats, insbesondere in den Kernländern, Teil einer Dynamik, die aus drei aufeinanderfolgenden Wellen von Kämpfen bestand, wobei die ersten beiden Wellen durch die Manöver und Strategien der Bourgeoisie zur Bewältigung dieser Wellen vorübergehend gestoppt wurden. Die dritte Welle wurde mit den Folgen des Zusammenbruchs des Ostblocks konfrontiert, der den Klassenkampf aufgrund der Kampagnen der Bourgeoisie über den "Tod des Kommunismus" und der schwierigeren Bedingungen für den Klassenkampf in der nun beginnenden Phase des Zerfalls[15] des Kapitalismus tiefgreifend zurückwarf. In der Tat, wie wir bereits hervorgehoben haben, beeinträchtigt der Zerfall des Kapitalismus tiefgreifend die wesentlichen Dimensionen des Klassenkampfes: kollektives Handeln, Solidarität; - das Bedürfnis nach Organisation; - die Beziehungen die jedes Leben in der Gesellschaft begründen, indem sie diese dekonstruieren; - das Vertrauen in die Zukunft und in die eigenen Kräfte; - das Bewusstsein, die Klarheit, die Kohärenz und Einheit des Denkens, die Lust an der Theorie.[16]
Trotz dieser Schwierigkeiten war die Arbeiterklasse nicht verschwunden, wie eine Reihe von Versuchen des Klassenkampfes, sich einen Weg zu bahnen, illustrierte: 2003 (öffentlicher Sektor in Europa, insbesondere in Frankreich; 2006 (Kampf gegen den CPE in Frankreich, eine Mobilisierung der jüngeren Generation der Arbeiterklasse gegen die Prekarität); 2011 Mobilisierung der "Empörten", die von Ansätzen einer umfassenden Reflexion über den Bankrott des Kapitalismus zeugte; 2019 in Frankreich die Mobilisierung gegen die Rentenreform)[17]; Ende 2021/Anfang 2022 der Anstieg der Wut und Entwicklung der Kampfbereitschaft in den USA, Iran, Italien, Korea trotz des durch die Pandemie verursachten Betäubungseffekts.[18]
Unabhängig von den Schwierigkeiten, mit denen das Proletariat in diesem Zeitraum und insbesondere seit 1990 konfrontiert war, hat es in den wichtigsten Industrieländern keine Niederlage erlitten, was bedeutet, dass es in der Lage sein wird, seinen Klassenkampf wieder aufzunehmen und auf ein neues Niveau zu heben, angesichts der beispiellosen Flut von Angriffen, die alle seine Teile in allen Ländern der Welt und in allen Sektoren immer härter treffen werden.
5. Welcher Weg und welche Perspektive für die Entwicklung des Klassenkampfes?
Der Ausbruch des Krieges an den Toren Europas alarmiert das Weltproletariat erneut in Bezug auf das, was Revolutionäre bereits angesichts des Ersten Weltkriegs hervorgehoben hatten: Solange der Kapitalismus nicht gestürzt wird, drohen der Menschheit die schlimmsten Katastrophen und letztlich der Untergang. “Friedrich Engels sagte einmal: ‚Die bürgerliche Gesellschaft steht vor einem Dilemma: entweder Übergang zum Sozialismus oder Rückfall in die Barbarei.‘ Aber was bedeutet denn ein ‚Rückfall in die Barbarei‘ auf der Stufe der Zivilisation, die wir heute in Europa haben? (...) Werfen wir in diesem Augenblick einen Blick um uns herum, und wir werden verstehen, was ein Rückfall der bürgerlichen Gesellschaft in die Barbarei bedeutet. Der Triumph des Imperialismus führt zur Vernichtung der Kultur – sporadisch während der Dauer eines modernen Krieges und endgültig, wenn die nun begonnene Periode der Weltkriege ungehemmt bis zur letzten Konsequenz ihren Fortgang nehmen sollte." (Rosa Luxemburg, Die Krise der Sozialdemokratie, 1915). In der gegenwärtigen Periode lautet das Dilemma, vor dem die Gesellschaft steht, genauer gesagt "Sozialismus oder Untergang der Menschheit".
Daher muss die Haltung der revolutionären Avantgarde gegenüber dem Ersten Weltkrieg heute unbedingt eine Inspiration für die Verteidigung des konsequenten Internationalismus sein, der nur dann Sinn macht, wenn die Notwendigkeit des Sturzes des Kapitalismus betont wird.
Der proletarische Internationalismus ist, wie die Erfahrung des Zusammenbruchs der Zweiten Internationale angesichts des Weltkriegs gezeigt hat, keine Absichtserklärung oder pazifistische Parole. Der proletarische Internationalismus ist die Verteidigung des Klassenkriegs gegen den imperialistischen Krieg und die Verteidigung der historischen Tradition der Prinzipien der Arbeiterbewegung, die von der Kommunistischen Linken verkörpert wird. Die Zimmerwalder Konferenz[19] – insbesondere die Debatten und Gegenüberstellungen der verschiedenen Positionen auf dieser Konferenz und die daraus resultierende politische Klärung – muss heute eine Quelle der Inspiration für konsequente Revolutionäre sein, um ihre Verantwortung sowohl bei der Umgruppierung der authentisch proletarischen Kräfte als auch bei der offenen, brüderlichen und kompromisslosen Konfrontation der zwischen ihnen bestehenden Divergenzen wahrzunehmen.
In diesem Sinne ist es notwendig, klarzustellen, dass die Bedingungen, mit denen das Proletariat heute konfrontiert ist, um daraus die Konsequenzen für das Eingreifen von Revolutionären zu ziehen, sich von denen des Ersten Weltkriegs unterscheiden:
- Während das Proletariat in der Ukraine eine tiefe Niederlage erlitten hat und das russische Proletariat in großen Schwierigkeiten steckt, gilt dies nicht für das Proletariat in anderen Ländern, insbesondere nicht für das westeuropäische Proletariat.
- Dennoch waren alle Teile des Weltproletariats von diesem Ereignis betroffen, das in ihren Reihen ein tiefes Gefühl der Ohnmacht auslöste. Kaum hatte das Proletariat begonnen, sich von dem Schock der Pandemie zu erholen, musste es einen zweiten Schlag hinnehmen, der noch härter war als der erste und sich unweigerlich auf seine Fähigkeit auswirkte und auswirken wird, sich gegen die gewaltigen wirtschaftlichen Angriffe zu mobilisieren, die auf es niederprasseln. Auch wenn die Streiks bereits zunehmen, ist unklar, wie lange das Proletariat noch brauchen wird, um sich angesichts der Flut von Angriffen in Bewegung zu setzen.
- Das Proletariat wird keine andere Wahl haben, als den historischen Weg seines Klassenkampfes gegen die Folgen der Ausbeutung wieder aufzunehmen. Durch diese Kämpfe kann es das Bewusstsein (das mit den Kampagnen über den „Tod des Kommunismus“ verloren ging) zurückgewinnen, eine eigenständige Klasse zu sein, die dem Kapitalismus antagonistisch gegenübersteht und nur auf die Solidarität ihrer verschiedenen Teile und ihre Einheit zählen kann ... es kann den Weg zurückfinden, auf dem es sich – eröffnet durch den Mai 1968 in Frankreich und die darauf folgenden Mobilisierungen weltweit – der Mittel, Ziele und Herausforderungen seines Kampfes bewusst wird.
- Der Erste Weltkrieg war ein Faktor, der das Bewusstsein für die Notwendigkeit, den Kapitalismus zu stürzen, schärfte, und gleichzeitig war er auch ein Mobilisierungsfaktor. Allerdings kam eine solche Mobilisierung (insbesondere die Verbrüderungen, die Mobilisierung von Arbeiterinnen usw.) nur dann wirklich zum Ausdruck, wenn sie sich auf eine starke Bewegung des Proletariats stützen konnte, die von „hinten“, von den Arbeitsplätzen aus, für die Verteidigung ihrer Lebensbedingungen aufbrach.
- Es wäre eine Selbsttäuschung und eine schwere Irreführung des Proletariats, wenn man glauben machen würde, dass seine Teile in der Ukraine oder in Russland heute sich gegen den Krieg mobilisieren können. Dies kann nur zu einer unverantwortlichen Überschätzung der Möglichkeiten führen, die sich dem Proletariat in diesen beiden Ländern bieten. Außerdem trägt eine solche Losung in der gegenwärtigen Weltlage dazu bei, das Weltproletariat von seiner Aufgabe abzulenken, den Kapitalismus durch die Entwicklung seines Klassenkampfes gegen die Angriffe des krisengeschüttelten Kapitalismus zu stürzen. Dieser stellt viel günstigere Bedingungen für die Revolution dar als der Krieg, da die Bourgeoisie die Entwicklung ihrer Wirtschaftskrise nicht aufhalten kann, während sie den Krieg durch Friedensschluss beenden und so die revolutionäre Dynamik entwaffnen und das Proletariat der Sieger- und der Besiegtenländer spalten kann, wie es in der weltweiten revolutionären Welle der ersten Nachkriegszeit der Fall war.[20]
- Die Losung vom "revolutionären Defätismus" hat den gleichen Fehler, das Weltproletariat von der Weltrevolution gegen den krisengeschüttelten Kapitalismus abzulenken. Hinzu kommt als weiterer Mangel, dass sie unterschiedliche Taktiken für die verschiedenen nationalen Fraktionen des Proletariats angesichts des Krieges befürwortet. Während einige die Niederlage ihrer eigenen Bourgeoisie anstreben sollten, um den revolutionären Prozess zu beschleunigen, soll das für die Proletarier auf der anderen Seite nicht gelten. Es ist daher kein Zufall, dass diese Losung bei Linken und anderen Hetzern für den imperialistischen Krieg so beliebt ist, die einen Fehler Lenins ausnutzen, der damals im Zusammenhang mit seinem unerschütterlichen Internationalismus völlig nebensächlich war.[21]
1981 hatte die Fähigkeit der Weltbourgeoisie, dem polnischen Proletariat eine Niederlage zuzufügen, indem sie die demokratischen und gewerkschaftlichen Illusionen dieses Teils des Weltproletariats ausnutzte, die IKS dazu veranlasst, Lenins Theorie vom schwächsten Glied in der imperialistischen Kette zu kritisieren, derzufolge ein Land mit einer weniger entwickelten Bourgeoisie die besten Möglichkeiten für eine siegreiche Revolution biete. Das Gegenteil ist der Fall. Es wird die Aufgabe des westeuropäischen Proletariats sein, sich mit den erfahrensten globalen Fraktionen der Bourgeoisie auseinanderzusetzen. Vom Ergebnis dieser Konfrontation wird ein weltweiter revolutionärer Kampf abhängen.
Silvio, 2. Juli 2022
[1] Siehe: Das westeuropäische Proletariat im Zentrum der Generalisierung des Klassenkampfes (1982), International Review Nr. 31 (englische, französische, spanische Ausgabe)
[2] Siehe: Über den 140. Jahrestag der Pariser Kommune, in International Review Nr. 146 (englische, französische, spanische Ausgabe)
[3] Siehe: Massenstreik in Polen 1980: Ein neuer Durchbruch wurde erreicht, in Internationale Revue Nr. 6 (deutsche Ausgabe)
[4] Siehe: Nach der Repression in Polen: Perspektiven für weltweite Klassenkämpfe, in International Review Nr. 29 (englische, französische, spanische Ausgabe)
[5] Siehe: Das westeuropäische Proletariat im Zentrum der Generalisierung des Klassenkampfes (1982), International Review Nr. 31 (englische, französische, spanische Ausgabe)
[6] In der amerikanischen Gesellschaft hat der Ausdruck „The Frontier“ eine spezifische Bedeutung, die sich auf ihre Geschichte bezieht. Während des 19. Jahrhunderts war einer der wichtigsten Aspekte der Entwicklung der Vereinigten Staaten die Ausbreitung des Industriekapitalismus nach Westen, was zur Besiedlung dieser Gebiete mit Bevölkerungsgruppen führte, die hauptsächlich aus Menschen europäischer oder afrikanischer Abstammung bestanden – natürlich auf Kosten der einheimischen Indianerstämme. Die Hoffnung, die mit „The Frontier“ verbunden war, prägte Geist und Ideologie in Amerika stark.
[7] Die Kommunen von Shanghai und Kanton, die 1927 von der Kuo-Min-Tang mit der Komplizenschaft der stalinisierten Kommunistischen Internationale blutig niedergeschlagen wurden, konnten nur winzige Spuren im Gedächtnis der Arbeiterklasse hinterlassen. Es wird gewaltige gesellschaftliche Umwälzungen brauchen, um diese Erfahrungen wieder zu aktiven Faktoren in der Entwicklung des Klassenbewusstseins des Proletariats in China zu machen.
[8] Wie die Kämpfe in Argentinien 1969 (der Cordobazo), in Ägypten, in Südafrika sowohl unter der Apartheid als auch unter der Herrschaft Nelson Mandelas ...
[9] Siehe: Das westeuropäische Proletariat im Zentrum der Generalisierung des Klassenkampfes (1982), International Review Nr. 31 (englische, französische, spanische Ausgabe)
[10] Resolution über das Kräfteverhältnis zwischen den Klassen (2019), Internationale Revue Nr. 56, und Vor 50 Jahren, Mai 1968: Die Fortschritte und Rückzüge im Klassenkampf seit 1968, IKSonline April 2019
[11] Siehe: Die Verhaftung Saddam Husseins, Verhandlungen über einen Frieden in Palästina: Es gibt keinen Frieden im Nahen Osten, in International Review Nr. 116 (englische, französische, spanische Ausgabe)
[12] China, Polen, Naher Osten, Streiks in der UdSSR und in den USA, in International Review Nr. 59 (englische, französische, spanische Ausgabe)
[13] Die „Orange Revolution“ in der Ukraine: das Gefängnis des Autoritarismus und der Demokratie, in International Review Nr. 126 (englische, französische, spanische Ausgabe)
[14] Siehe: Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks – Destabilisierung und Chaos, in Internationale Revue Nr. 12, 1990
[15] Siehe: Der Zerfall, die letzte Phase der Dekadenz des Kapitalismus, in Internationale Revue Nr. 13, 1991
[16] „Das kollektive Handeln und die Solidarität stoßen mit der Atomisierung, dem "Jeder für sich", zusammen. - Das Bedürfnis nach Organisierung steht dem gesellschaftlichen Zerfall entgegen, der Zerstörung von Beziehungen, die erst ein gesellschaftliches Leben ermöglichen; - Die Zuversicht in die Zukunft und in die eigenen Kräfte wird ständig untergraben durch die allgemeine Hoffnungslosigkeit, die in der Gesellschaft durch den Nihilismus, durch die Ideologie des "No future" immer mehr überhand nimmt; - Das Bewußtsein, die Klarheit, die Kohärenz und Einheit im Denken, der Sinn für Theorie müssen sich mühsam ein Weg bahnen inmitten der Flucht in Trugbilder, der Drogen, Sekten, des Mystizismus, der Verweigerung des Nachdenkens und der Zerstörung des Denkens, die unsere Epoche charakterisieren.“ (Der Zerfall, die letzte Phase der Dekadenz des Kapitalismus, Internationale Revue Nr. 13, 1991
[17] Siehe dazu: Vor 50 Jahren, Mai 1968: Die Fortschritte und Rückzüge im Klassenkampf seit 1968, IKSonline April 2019; Resolution über das Kräfteverhältnis zwischen den Klassen (2019), Internationale Revue Nr. 56; 24. Kongress der IKS: Resolution zur internationalen Lage, in Internationale Revue Nr. 57, 2021
[18] Internationales Flugblatt der IKS: Gegen die Angriffe der Bourgeoisie brauchen wir einen vereinten und massiven Kampf!
[19] Siehe: Zimmerwald 1915-1917: vom Krieg zur Revolution Internationale in Revue Nr: 44 (1986) (englische, französische, spanische Ausgabe)
[20] Siehe: Militarismus und Zerfall (Mai 2022) - Aktualisierung des Orientierungstextes von 1990, in Internationale Revue 58
[21] "Diese Losung wurde von Lenin während des Ersten Weltkriegs in den Vordergrund gestellt. Sie entsprach dem Wunsch, das Zaudern der "zentristischen" Elemente anzuprangern, die zwar "im Prinzip" darin übereinstimmten, jede Beteiligung am imperialistischen Krieg abzulehnen, aber dennoch dafür plädierten, mit dem Aufruf an die Arbeiter "ihres" Landes zu warten, bis die Arbeiter in den "feindlichen" Ländern bereit seien, den Kampf gegen diesen Krieg aufzunehmen. Zur Unterstützung dieser Position führten sie das Argument an, dass die Proletarier eines Landes, wenn sie den Proletariern der Feindesländer zuvorkämen, den Sieg der letzteren im imperialistischen Krieg begünstigen würden. Auf diesen bedingten "Internationalismus" antwortete Lenin ganz richtig, dass die Arbeiterklasse eines Landes keine gemeinsamen Interessen mit "ihrer" Bourgeoisie habe, wobei er insbesondere klarstellte, dass die Niederlage der Bourgeoisie ihren Kampf nur begünstigen könne, wie man bereits bei der Pariser Kommune (als Ergebnis der Niederlage gegen Preußen) und bei der Revolution von 1905 in Russland (geschlagen im Krieg gegen Japan) gesehen habe. Aus dieser Erkenntnis schloss er, dass jedes Proletariat die Niederlage "seiner" eigenen Bourgeoisie "herbeisehnen" müsse. Letztere Position war schon damals falsch, da sie dazu führte, dass die Revolutionäre in jedem Land für "ihr" Proletariat die günstigsten Bedingungen für die proletarische Revolution forderten, während die Revolution auf globaler Ebene und zunächst in den großen fortgeschrittenen Ländern (die alle in den Krieg verwickelt waren) stattfinden sollte. Bei Lenin führte die Schwäche dieser Position jedoch nie dazu, dass der kompromissloseste Internationalismus in Frage gestellt wurde", aus dem Artikel: Polemik: Das politische proletarische Milieu angesichts des Golfkrieges, in Revue internationale Nr. 64 (1991) (englische, französische, spanische Ausgabe)